Die erste ihrer Art - oder - wie alles begann

Ich möchte euch heute hier etwas zeigen und ein wenig dazu schreiben. Dieses unvollkommene Wesen ist das erste das ich je gefilzt habe und es war genau vor einem Jahr im Februar 2019.

Ich hatte auch nur diese Wolle bestellt denn mehr sollte es nie werden - einfach nur etwas für meine Wintertürdeko. Ich fand die Kleine wunderhübsch auch wenn ich ihre Unvollkommenheiten durchaus gesehen habe, aber es war ja die erste ;).

Das artete dann etwas aus denn die anderen Türdekorationen für Frühling, Sommer, Herbst, Adventszeit, Weihnachtszeit, Winterzeit und Karneval brauchten ja jetzt auch entsprechende schwebende Gestalten die dem Ganzen etwas mehr Flair verleihen sollten. Um es kurz zu machen heute sind 2 Schränke gefüllt mit Kammzügen und Bergschaf in allen Farben und von der Deko für die Figuren reden wir besser nicht. Ich glaube ich habe inzwischen Geschäftsanteile bei TEDI und KIK.

Nun bin ich ja ein Langhaarfreak (ich habe selbst immer noch taillenlange ungefärbte dunkle Haare mit 10 grauen Haaren verziert :) ) und so entdeckte ich vor einem Jahr das es auch Locken vom Schaf gibt. Ich war höchst erstaunt denn Schafe mit Locken die kannte ich nicht. Ich also bestellt und immer wieder gesucht. Abgesehen davon das diese Löckchen sehr teuer waren entsprachen sie ganz und gar nicht meinen Vorstellungen und meinen Farbvorstellungen schon mal gar nicht.

So kam es also das ich mir so dachte: wenn es Locken zu kaufen gibt dann gibt es doch auch bestimmt Menschen mit Schafen die Rohwolle verkaufen - denn - das kann man ja alles selbst machen. Mit diesem Gedanken "das kann ich selbst viel besser" habe ich schon einiges in meinem Leben für mich entdeckt das mir nicht in die Wiege gelegt wurde.

Es gab einige Versuche an Rohwolle zu kommen und sie waren nicht immer mit dem gewünschten Erfolg gekrönt, aber ich habe meinen Lieferanten gefunden und so konnte es losgehen. Ich habe eine neue Welt für mich entdeckt und daraus wurde eine süchtig machende Leidenschaft die heute meinen halben Tag und meine halbe Nacht in Anspruch nimmt denn ich konnte ja nicht alles für mich selbst behalten oder gar verwenden da ich fürs filzen überhaupt keine Zeit mehr habe. So kam ich dazu meine Locken zum Verkauf anzubieten und - ich fing an sie zu färben. Die ersten Versuche fanden mit uralten Ostereierfarben statt und oh Wunder, das funktionierte wirklich - ich konnte färben, ich konnte es nicht fassen, ich war glücklich. Ich denke ich muss jetzt nicht erwähnen das ich neben einem Zimmer voll nach Land duftender Rohwolle inzwischen auch ein ganzes Färbelabor habe. Ich experimentiere oft stundenlang mit neuen Mischungen, beschäftige mich wieder mit Farblehre und gehe auf in diesen Arbeiten.

Die Aufbereitung der Rohwolle (meine ganze Wohnung riecht dabei nach Schafstall), das selektieren (jede Schaflocke geht 3x durch meine Hand), das färben bestimmen heute oft neben meinen Näharbeiten meine Zeit und meine Gedanken - ja ich träume schon nachts davon und es macht mich sehr zufrieden und gibt meinem Leben Glanz, wenn ich von meinen Kunden höre wie schön meine Schaflocken sind und wie gelungen die Färbungen. Alle Mühe und jeder Schmerz (ich habe eine doofe Krankheit für die es keine Heilung gibt)) sind vergessen, wenn ich die Ergebnisse vor mir liegen habe und meine Arbeiten mit oft so schönen Worten und Werken gewürdigt werden.

So also kann es gehen, wenn man nur mal eben so ein kleines Geschöpf für eine Wintertürdeko filzen möchte und sich 3 Kammzüge bestellt denn mehr braucht man ja nicht. Es sind halt Zauberwesen und wie das so ist mit der Magie - sie geht immer ihren eignen Weg und mich führte sie zu Schaflocken und dem Zauber den sie inzwischen auf mich ausüben das ich ohne sie nie wieder leben möchte.

Ich danke euch fürs lesen, eure Zeit und wünsche euch viel Freude mit dem ins Leben rufen all der wunderschönen Wesen die ihr erschafft und ich denke auch ihr wisst das es nicht nur in Form gebrachte Wolle ist, sondern etwas sehr Lebendiges in das ihr euch selbst und eure Seele einfließen lasst 

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